​12. September 2021: 125 Jahre Auferstehungskirche

​12. September 2021: 125 Jahre Auferstehungskirche

​12. September 2021: 125 Jahre Auferstehungskirche

# Auferstehung

​12. September 2021: 125 Jahre Auferstehungskirche

Die Markusgemeinde, 1855 gegründet, wächst rasch auf 130.000 Gemeindeglieder. Bei dieser Größe ist eine Gemeindearbeit nicht mehr möglich. Durch Teilung werden die Tochtergemeinden Auferstehung und Samariter gegründet. Am 7. Mai 1892 wird um 11 Uhr in Anwesenheit des Kaisers Wilhelm II auf dem Armenfriedhof in der Friedenstraße der Grundstein für die Auferstehungskirche gelegt und am 1. Februar 1896 eingeweiht (also vor 125 Jahren).

Es beginnt die selbständige Gemeindear- beit mit fünf Pfarrern. Der ehemalige Armenfriedhof in der Friedenstraße beschäftigt die neue Gemeinde. Industrialisierung, Kunst und Wissenschaft lässt Berlin rasch auf zwei Millionen Menschen anwachsen, auch der kleinste am dicht besiedelste Bezirk Friedrichshain wird schnell größer. 1908 wird mit 40.000 Gemeindegliedern die Tochtergemeinde von Auferstehung, die Pfingstgemeinde, geweiht. Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit im Bezirk ist für die Menschen immer bedrückender. 80.000 Kinder haben z.B. kein eigenes Bett. Pfarrer Siegmund Schulze beginnt in der Friedenstraße seine soziale Arbeit, besonders für arbeitslose junge Männer.

Der Erste Weltkrieg lässt die sozialen Lebensbedingungen der Menschen immer schwieriger werden. Hunger, Not begleiten die Menschen. 1918 führt der Generalstreik in der Stadt zur Abdankung des Kaisers, der nach Holland flieht. Es folgen unruhige Jahre. Friedrichshain wird zur Hochburg der Kommunisten und Sozialdemokraten. Schon 1920 gibt es blutige Straßenschlachten zwischen den Schlägertrupps der SA. Noch vor dem Machtantritt Hitlers treten die „Deutschen Christen“ in den Kirchengemeinden tonangebend immer stärker auf. Nach den Gemeindekirchenrats-Wahlen 1932 sind sie mit Zweidritteln im GKR vertreten. Pfarrer Gunnar Buhre kommt aus Estland in die Auferstehungsgemeinde. Er floh von dort vor seinem Todes- urteil und engagiert sich seit 1933 im Pfarrernotbund, später in der „Bekennenden Kirche“ (BK), um gegen den Ariererparagrafen zu protestieren. Mit ihm gehören in der Auferstehungsgemeinde noch zwei Pfarrer der BK an: Georg Beck und Georg Schadt, der leider früh verstirbt. Pfarrer Buhre ist zusätzlich Vertrauensmann des Kirchenkreises und Mitglied des Bruderrates der „Bekennenden Kirche“. Er tauft Juden und Menschen aus sogenannten „Mischehen“. 1934 protestiert er gegen die Ausschmückung der Kirche mit einem Hitler- bild. Das führt zu häufigen Auseinandersetzungen mit den „Deutschen Christen“ und zur mehrmaligen Verhaftung von Pfarrer Buhre. Deshalb verlässt er im April 1945 die Gemeinde und zieht nach Hamburg.

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Im Zweiten Weltkrieg wird die Kirche zwei Mal von Bomben getroffen und zu 50 Prozent zerstört. Pfarrer Hannasky (erster Pfarrer nach 1945) schafft es mit seinem Organisationstalent und der Hilfe vieler Freiwilliger, die Kirche so weit wieder herzurichten, dass sie vor dem staatlichen Abriss verschont bleibt. 1947 erhält die Gemeinde die Lizenz zum Wiederaufbau der Kirche. Schnell kommen finanzielle, seelische und baumaterialische Hilfe und Unterstützung aus den Partnergemeinden Gelsenkirchen. Mit diesen Gemeinden sind wir über mehrere Jahrzehnte, auch über die Mauer- trennung hinweg, verbunden.

Fast täglich durften wir die Auferstehung an den Menschen und dem Gebäude dankbar erkennen. Dies Thema nimmt die Künstlerin, Frau Inge Pape, in dem Altarbild (1956) mit dem wiederkehrenden Christus auf. Im Mai 1961 wird mit Bischof Dibelius die erneute Ein- weihung unter großer Anteilnahme der Gemeinde gefeiert.„Niemand hat vor, eine Mauer zu bauen“ (W. Ulbricht), und doch steht sie seit dem 13. August 1961. Viel Leid, Trennung und Tränen verursacht sie. Mit Phantasie wird der Kontakt und Besuche aus den Partnergemeinden Gelsenkirchen aufrecht erhalten.

Das Gemeindeleben geht weiter. So wird am 16. Mai 1965 die neu erbaute Orgel von der Firma Eule Bautzen mit 3 Manualen und 35 Registern eingeweiht. Der Kindergarten zieht aus der Georgenkirchstraße in ein Gebäude hinter der Kirche ein, nun mit eigenem Spielplatz und mehr Räumen. Das Leben in der DDR, besonders in den Schulen, wird immer militärischer. Viele Menschen wollen sich diesem entziehen und sammeln sich mit unter- schiedlichen Aktivitäten unter dem Schutz der Kirche, auch in Auferstehung. Seit 1983 trifft sich die Gruppe „Frauen für den Frieden“ und in drei folgenden Jahren werden die sehr gut besuchten Nachtgebete-Gottesdienste mit Pfarrerin Christa Sengespeick und dem GKR gefeiert. Bei allen Veranstaltungen der Gemeinde ist die Staatssicherheit zahlreich vertreten. Selbst in den Friedensdekaden treten sie gut vorbereitet auf und machen das Leben der Pfarrerin schwer. In ihrem Buch „Das ganz normale Leben“ gibt Christa Sengespeick Einblicke in diese Zeit.

Das Kirchgebäude ist mit dem damaligen Materialien nach 1946 in Etappen wieder aufgebaut worden. Leider übersteigen die häufig auftretenden Gebäudeschäden, besonders am Dach und Fenster die Finanzkraft der Gemeinde. Für die „nicht angepassten Jugendlichen“ soll und muss Raum gegeben werden. Aus baulichen und finanziellen Gründen müssen die Küstereiräume in der Friedrichsberger Straße aufgegeben werden. Die drei vorderen Teile der Kirche werden umgestaltet. Mit einem zinslosen Kredit hilft jetzt die Spandauer

Ladenkirche, mit der wir über mehrere Jahre verbunden sind. Nun ist alles unter einem Dach, das Pfarrbüro, Küsterei, Küche, Gemeinderaum und Winterkirche. Gemeinsam mit dem Kirchenkreis, dem KirchBauhof GmbH soll das große Kirchenschiff zum Ökologischen Zentrum unter Schaffung eines „Umweltforums“ gestaltet werden. 2001 erfolgt der erste Spaten- stich mit umfangreichen Umbauten: Das Kirchengebäude erhält ein neues Gesicht. Das Gebäude wird auf die alten Grundmauern erweitert und das Spitzdach abgetragen. Es wird aufgestockt, eine Glastrennwand mit dem Altarbild von Frau Pape zum Kirchsaal gezogen. Das Umweltforum zieht mit neuen Seminarräumen, Fahrstuhl und Toiletten in den Keller des Gebäudes. Der Keller wird enttrümmert. Wir sehen wieder deutlich, dass die Kirche auf dem Armenfriedhof erbaut wurde.

Ein friedliches Nebeneinander in der Mischnutzung mit dem Umweltforum prägt das heutige Gemeindeleben mit Gottesdiensten, Veranstaltungen und Konzerten. Wir danken Gott, dass er die Gemeinde durch die sehr unterschiedlichen Zeiten mit verschiedenen Pfarrern und Pfarrerinnen gut geführt hat. In der Coronazeit ruhte so manche Arbeit, die jetzt wieder erweckt wird. 

Mit großer Freude werden wir im Pfarrsprengel Nord gemeinsam mit der Galiläa-Samariter und der Pfingstgemeinde unsere 125 Jahre Auferstehungskirche am 12. September in einem Festgottesdienst mit Pfarrerin Reinke feiern. Wir freuen uns auf Sie alle!

Jutta Kraeusel

Bilder: Auferstehungskirche 1896, 1945, 1951, 1958 (Quelle: Ev. Auferstehungsgemeinde), und Auferstehungskirche_Berlin (2), hier Quelle: Gerhard Schuhmacher CC BY-SA 4.0, https:// commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49091650

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Evangelische Kirchengemeinde Samariter-Auferstehung

Gemeindebüro in der Auferstehungskirche, dienstags & donnerstags 14-18 Uhr, 030 426 57 91, Friedenstraße 83, 10249 Berlin

 

 

buero@ekfhn.de